Ursachen, Auslöser und Ansteckungsgefahr bei Gürtelrose
Ein Virus – zwei Erkrankungen
Windpocken und Gürtelrose (Herpes zoster) haben einen gemeinsamen Ursprung: das Varizella-Zoster-Virus. Beim ersten Kontakt mit dem Erreger können Personen an Windpocken erkranken. Diese sind hochansteckend. So erklärt es sich, dass fast jeder Erwachsene bereits Windpocken hatte – und somit auch an Gürtelrose erkranken kann. Denn nach dem Abklingen der akuten Windpockenerkrankung verbleibt das Virus im Körper. Eingedämmt durch das Immunsystem zieht es sich in Nervenknoten im Rückenmark zurück.
Wird das Immunsystem schwächer – etwa durch den natürlichen Alterungsprozess – kann das Virus erneut ausbrechen. Das Ergebnis ist eine Gürtelrose. Und die tritt relativ häufig auf: Einer von drei Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an Herpes zoster, so lautet der medizinische Fachbegriff für Gürtelrose.
Stress als Auslöser?
Stress ist ein möglicher Auslöser für eine Gürtelrose. Negativer Stress oder starke Belastungen können das Immunsystem schwächen.
Wenn das Immunsystem infolge von Infektionen oder Erkrankungen geschwächt ist, wie etwa nach einer Covid-19-Infektion, tritt die Gürtelrose häufiger auf. Darüber hinaus können auch Therapien oder Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, beispielsweise bei der Behandlung von Rheuma, das Gürtelrose-Risiko erhöhen.
Ist Gürtelrose ansteckend?
Anders als bei den hochansteckenden Windpocken ist bei Gürtelrose eine Übertragung durch Tröpfchen beim Husten oder Niesen nicht möglich. Ansteckend ist jedoch die Flüssigkeit in den charakteristischen Gürtelrose-Bläschen. Bei Erkrankung sollte darum auf engen Körperkontakt verzichtet werden. Außerdem schützt regelmäßiges Händewaschen vor einer Übertragung. Die Gürtelrose bleibt so lange ansteckend, bis die Bläschen abgeheilt sind.
Bei Personen, die bereits Gürtelrose hatten, kann sie erneut ausbrechen – denn das Virus verbleibt nach der Genesung im Körper. Liegt die Erkrankung mindestens 6 Monate zurück, kann man sich mit einer Impfung gegen Gürtelrose schützen.
Ihr persönliches Gürtelrose-Risiko
Grundsätzlich gilt: Jeder, der Windpocken hatte, kann Gürtelrose bekommen. Bei den über 60-Jährigen tragen mehr als 95 Prozent den Erreger in sich. Zusätzlich steigt das Ausbruchsrisiko mit dem Alter an. Denn mit jedem Lebensjahr verliert das Immunsystem an Leistungsfähigkeit. In der Fachwelt wird die altersbedingte Abnahme der Abwehrkräfte als Immunoseneszenz bezeichnet. Das bedeutet: Je älter wir werden, desto mehr lässt unsere Immunfitness nach.
Auch bei Gürtelrose zeigen sich die Folgen eines alternden Immunsystems. So sind zwei von drei Personen, die an Gürtelrose erkranken, älter als 50 Jahre.
Grundsätzlich ist der maßgebliche Risikofaktor das Alter beziehungsweise die damit einhergehenden abnehmenden Abwehrkräfte.
Mit dem Gürtelrose-Selbsttest können Sie Ihr persönliches Gürtelrose-Risiko ermitteln.

Egal wie gesund man lebt – mit zunehmendem Alter wird das Immunsystem schwächer. Damit steigt auch das Risiko für Gürtelrose.
Erste Anzeichen und Symptome von Gürtelrose
Die ersten Anzeichen einer Gürtelrose sind nicht leicht zu erkennen. Müdigkeit, Gliederschmerzen, allgemeines Unwohlsein und leichtes Fieber – diese unspezifischen Anzeichen treten meist im Frühstadium der Erkrankung auf. Erst nach zwei bis drei Tagen zeigen sich die Symptome, die eine Gürtelrose eindeutig identifizierbar machen: Dazu können brennende bis stechende Schmerzen gehören, häufig auch Juckreiz oder ein kribbelndes Hautgefühl. Darüber hinaus zählen zu den Symptomen eine Rötung oder Schwellung der Haut in dem Bereich, in dem später die typischen Bläschen erscheinen. Viele Patient*innen beschreiben diese Körperregion als sehr berührungsempfindlich.
Juckende Bläschen
Bei Gürtelrose zeigt sich der typische Hautausschlag mit den juckenden Bläschen meist nur in einem begrenzten Bereich, an einer oder wenigen Körperstellen. Im Gegensatz dazu treten die Bläschen bei Windpocken am gesamten Körper auf.
Wie der Name der Krankheit bereits vermuten lässt, kann sich der Ausschlag der Gürtelrose am Rumpf oder Lendenbereich wie ein Gürtel um den Körper legen. Was viele nicht wissen: Auch an anderen Stellen des Körpers kann der Hautausschlag auftreten, sogar im Gesicht. Nach bis zu sieben Tagen beginnen die Bläschen abzutrocknen und zu verkrusten.
Die Anzeichen und Symptome bei Gürtelrose
Verlauf und Dauer
Eine Gürtelrose wird häufig von sehr heftigen Schmerzen begleitet. Einige Patient*innen leiden bereits darunter, bevor ein Hautausschlag überhaupt zu sehen ist. Bei anderen beginnt der Schmerz während der Akutphase und bei einigen sogar erst, nachdem die typischen Hautveränderungen abgeklungen sind. Die Nervenschmerzen dauern in der Regel zwei bis vier Wochen an und werden als brennend bis stechend beschrieben. Das Tückische daran ist, dass sie nicht immer nach dem Abheilen der Bläschen wieder verschwinden (Post-Zoster- Neuralgie).
Werden Bläschen aufgekratzt, können Narben zurückbleiben. In der Regel dauern die mit der Erkrankung einhergehenden Nervenschmerzen bis zu vier Wochen an. Die Dauer und Intensität der Nervenschmerzen sind jedoch bei jedem Menschen unterschiedlich. Meist verschwinden die Schmerzen nach dem Abheilen des Hautausschlags. In nicht wenigen Fällen können sie jedoch mehrere Wochen bis Monate – und teilweise noch länger – anhalten. Dann spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie. Das Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie steigt, wie auch für die übrigen Folgen einer Gürtelrose, mit zunehmendem Alter an, da das Immunsystem mit den Jahren schwächer wird. Bis zu 30 Prozent der an Gürtelrose Erkrankten erleiden Komplikationen wie eine Post-Zoster-Neuralgie.
Der Verlauf einer Gürtelrose-Erkrankung

- Erste Hautrötungen, Kribbeln und Jucken.
- Nach 3–5 Tagen bildet sich ein Hautausschlag mit Bläschen.
- Ab dem 7. Tag können die Bläschen sich mit Eiter füllen und leicht zu bluten beginnen. Es treten häufig starke brennende und stechende Nervenschmerzen auf.
- Nach der Abheilung können Nervenschäden zurückbleiben, die monatelang anhaltende Komplikationen hervorrufen können.
Folgeerkrankungen und Komplikationen bei Gürtelrose
Entscheidend für den Verlauf einer Gürtelrose ist die Leistungsfähigkeit des Immunsystems. Verfügt es über ausreichend Abwehrkräfte und wird die Erkrankung frühzeitig behandelt, kann der Verlauf mild sein und die Gürtelrose heilt meist folgenlos ab. Auch bei einem milden Verlauf bleiben die Erreger jedoch weiterhin im Körper. Sie ziehen sich in die Nervenknoten im Rückenmark zurück. Wird das Immunsystem schwächer, können sie erneut ausbrechen und eine weitere Gürtelrose hervorrufen. Es ist also möglich, Gürtelrose mehrfach zu bekommen.
Die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus

Reaktiviertes Virus steigt durch die Nervernbahnen empor
Bei schweren Verläufen von Gürtelrose drohen Folgeerkrankungen und Komplikationen.
Entzündungen des zentralen Nervensystems
Wird eine Gürtelrose nicht rechtzeitig und nicht ausreichend behandelt, kann es zu länger andauernden Folgen kommen. Dazu gehören beispielsweise Hirnhautentzündung (Zoster-Meningitis), Hirnentzündung (Zoster-Enzephalitis) und Rückenmarksentzündung (Zoster-Myelitis).
Schlaganfall und Herzinfarkt
In den ersten Wochen und Monaten nach einer Gürtelrose-Erkrankung ist das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöht.
Post-Zoster-Neuralgie
Infolge einer Gürtelrose kann es zu länger anhaltenden oder dauerhaften Nervenschmerzen kommen. Treten diese länger als 90 Tage auf oder setzen sie drei Monate nach Abheilen ein, spricht die Fachwelt von Post-Zoster-Neuralgie (post = nach, Zoster = Herpes zoster/Gürtelrose, Neuralgie = Nervenschmerz). Eine Ursache kann darin liegen, dass die Nerven während der akuten Gürtelrose geschädigt wurden. Betroffene Körperstellen sind dann übermäßig empfindlich und selbst leichte Berührungen können starke stechende Schmerzen auslösen.
Schmerztherapie und Behandlung
In einigen Fällen von Post-Zoster-Neuralgie ist eine gezielte Schmerztherapie notwendig. Doch auch während der akuten Erkrankung ist neben einer frühzeitigen antiviralen Behandlung eine umfassende Schmerztherapie sinnvoll. So lässt sich das Risiko für Post-Zoster-Neuralgien senken. Für einen Schutz vor Gürtelrose und ihren Langzeitfolgen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) allen Personen ab 60 Jahren eine Impfung gegen Gürtelrose. Für Menschen mit einer Grunderkrankung wird eine Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen.
Impfempfehlung der STIKO
Eine Impfung gegen Gürtelrose wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) seit Dezember 2018 als Standardimpfung für alle Personen ab 60 Jahren empfohlen. Zusätzlich empfiehlt die STIKO die Gürtelrose-Impfung als sogenannte Indikationsimpfung in folgenden Fällen bereits ab 50 Jahren:
- bei Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung für das Auftreten eines Herpes zoster infolge einer Grundkrankheit
- bei Personen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche
Dazu gehören unter anderem Patient*innen mit HIV-Infektion, rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen oder Asthma bronchiale, chronischer Niereninsuffizienz und Diabetes mellitus.
Machen Sie den Gürtelrose-Selbsttest und sprechen Sie mit mit Ihrem*Ihrer Ärzt*in.
Sicherheit der Gürtelrose-Impfung und Impfreaktionen
Die verfügbaren Impfungen sind in umfassenden klinischen Studien getestet und als sicher zugelassen. Wie bei vielen Impfungen können auch bei einer Gürtelrose-Impfung Impfreaktionen auftreten. Sie entstehen, weil das Immunsystem aktiviert wird und Antikörper bildet. Treten Impfreaktionen auf, halten diese in der Regel nur ein bis drei Tage an. Typisch sind etwa Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Einstichstelle sowie Erschöpfung, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Fieber.
NP-DE-HZU-WCNT-230002, Apr23