J1- und J2-Untersuchungen – die Jugenduntersuchungen
Nach den Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 stehen die letzten beiden Untersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt an: Die Jugenduntersuchungen J1 im Alter von 12 bis 14 Jahren und J2 mit 16 bis 17 Jahren. Im Gegensatz zu den U-Untersuchungen im Kindesalter werden die J-Untersuchungen nicht von so vielen wahrgenommen. Das ist schade, denn sie bieten Jugendlichen die Möglichkeit für ein vertrauliches Beratungsgespräch mit dem Arzt.
Alles streng vertraulich
Zur J1 und J2 können Jugendliche allein oder mit Begleitung gehen. Sie können sich aussuchen, ob ihre Begleitung während der Untersuchung dabei sein oder im Wartezimmer warten soll. Die Inhalte bleiben vertraulich. Der Arzt hat Schweigepflicht, auch wenn das Kind noch nicht 18 ist.
Jugend und Pubertät – Zeit des Umbruchs, auch in Gesundheitsfragen
Die Kinder stehen an der Schwelle zur Pubertät, der Körper verändert sich, die meisten Mädchen bekommen in diesem Alter zum ersten Mal ihre Regel. Auch seelisch haben Kinder in diesem Zeitraum einiges zu leisten: Die Anforderungen in der Schule steigen, sie nehmen wahr, dass die während des Kindesalters als allwissend empfundenen Eltern auch Mängel und Schwächen haben, Konflikte und Auseinandersetzungen mit Eltern und Geschwistern nehmen zu. Auch im Freundeskreis, der für Jugendliche immer wichtiger wird, kann es zu Stress kommen, der die Jugendlichen belastet. Untersuchungen zeigen, dass gerade die Vielzahl alltäglicher Stressoren die Jugendlichen sehr belasten können.
Was braucht man für die J1?
- Termin beim Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt
- Krankenversicherungskarte
- Impfausweis
- gelbes Untersuchungsheft (wenn vorhanden)
Check-up zu Beginn der Pubertät: J1
Die J1-Untersuchung im Alter von 12 bis 14 Jahren dient dazu, Erkrankungen und Entwicklungsstörungen, aber auch soziale und psychische Probleme bei Jugendlichen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln. Typischerweise wird die J1 beim Kinder- und Jugendarzt durchgeführt, doch auch Hausärzte können die Untersuchung machen.
Sie umfasst
- die Erhebung der medizinischen Vorgeschichte
- die körperliche Untersuchung
- die Beratung zu Fragen der körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklung
- die Kontrolle des Impfstatus
Zu Beginn wird der Jugendliche gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Die Antworten helfen dem Arzt, die Gesundheit und Situation seines Patienten besser einzuschätzen und auf seine Sorgen und Bedürfnisse einzugehen. Niemand außer dem Arzt darf den Fragebogen sehen.
Muss man sich ausziehen?
Für die körperliche Untersuchung ist es wichtig, dass der Arzt den ganzen Körper ansehen kann. Deshalb muss man sich ausziehen, aber nur bis auf die Unterwäsche. Die Untersuchung der Genitalien ist Jugendlichen oft peinlich. Sie ist aber ein wichtiger Teil der Untersuchung und schnell vorbei. Für Kinder- und Jugendärzte ist die Untersuchungssituation Alltag. Sie gehen professionell und respektvoll mit ihren jungen Patienten um.
Was untersucht der Arzt bei der J1?
Bei der körperlichen Untersuchung misst bzw. untersucht der Arzt
- Allgemeinzustand, Körpergröße, Gewicht und Blutdruck
- den Stand der Pubertätsentwicklung
- die Organe und das Skelettsystem
- eventuell Blutwerte und Urin
- Hör- und Sehvermögen
Jetzt Schutzimpfungen auffrischen oder nachholen
Im Rahmen der J1 überprüft der Arzt auch, ob der Impfstatus vollständig ist. Zwischen 9-16 Jahren sollte der Schutz gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Polio aufgefrischt werden. Dafür steht eine Kombinationsimpfung zur Verfügung, so dass ein einziger Pieks ausreicht. Die Auffrischung sorgt dafür, dass die Kinder und Jugendlichen bis ins Erwachsenenalter hinein vor diesen Erkrankungen geschützt sind. Zwischen 9-14 Jahren wird auch die HPV-Impfung gegen krebsauslösende Humane Papillomviren wie Gebärmutterhalskrebs und Peniskarzinom von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfohlen. Alle Mädchen und Jungen sollten diese Impfung zweimal erhalten.
Sollten weitere wichtige Impfungen im Kindesalter nicht erfolgt sein, so sollten diese Immunisierungen jetzt nachgeholt werden. Infektionskrankheiten wie die Masern, Mumps oder Windpocken verlaufen im Jugend- und Erwachsenenalter häufig schwerer und mit mehr Komplikationen als bei Kindern. Sollten diese Krankheiten nicht als Kind durchgemacht worden sein, sollte die Impfung nun nachgeholt werden, um die Jugendlichen bis ins Erwachsenenalter hinein davor zu schützen.
Eine Rötelnerkrankung verläuft meist mild, stellt jedoch besonders in der Schwangerschaft ein Risiko für das Ungeborene dar. Erkrankt die Mutter in den ersten Monaten der Schwangerschaft, ist die Gefahr für eine Fehlgeburt oder Fehlbildungen beim Baby sehr hoch. Aus diesem Grund sollten alle Mädchen ab dem gebärfähigen Alter einen Immunschutz gegen Röteln haben – entweder durch die Erkrankung oder die Impfung.
Die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken gibt es in Form einer Kombinationsimpfung, so dass für eine vollständige Grundimmunisierung nur zwei Injektionen im Abstand von vier Monaten nötig sind.
Letzter Check-up für einen gesunden Start ins Erwachsenenalter: J2
Die J2 mit 16 bis 17 Jahren ist die letzte Vorsorgeuntersuchung vor der Volljährigkeit. Sie dient der Früherkennung von gesundheitlichen Beschwerden und Krankheiten im Jugendalter. Ziel ist es, etwaige Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, Haltungsstörungen sowie Fehlbildungen der Schilddrüse oder Anzeichen von Diabetes zu erkennen und zu behandeln.
Was untersucht der Arzt bei der J2?
Bei der körperlichen Untersuchung misst bzw. untersucht der Arzt
- Allgemeinzustand, Größe, Gewicht
- Blut- und Urin
- Organe
- Kopf und Schilddrüse
- Skelettsystem
- Hör- und Sehvermögen
Weiterer wichtiger Bestandteil der J2 ist ein ausführliches Beratungsgespräch. Fragen des Verhaltens, der Sozialisation, der Familie und der Sexualität können besprochen werden. Auch die Berufswahl ist ein Thema - insbesondere dann, wenn Allergien oder andere gesundheitliche Einschränkungen bestehen, die in bestimmten Berufen von Bedeutung sind. Auch Drogenkonsum, Mediennutzung und Verhütung können angesprochen werden.
Auch bei der J2 gibt es noch einmal die Möglichkeit, Impfungen auffrischen zu lassen, falls das noch nicht geschehen ist.
Die J2 ist keine gesetzlich vorgeschriebene Vorsorgeuntersuchung und wird daher nicht von allen Krankenkassen übernommen. Fragen Sie am besten vorher bei Ihrer Krankenkasse nach.
Eine Übersicht aller U- und J- Untersuchungen sowie alle Details zu den einzelnen Untersuchungen finden Sie hier.