Windpocken (Varizellen)

Windpocken, auch Varizellen genannt, sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die durch das Varicella-Zoster-Virus verursacht wird. Typische Symptome sind juckender Hautausschlag, Fieber und Unwohlsein. Die meisten Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Windpocken und entwickeln danach eine Immunität. In einigen Fällen kann das Virus später als Gürtelrose (Herpes Zoster) erneut aktiv werden. Einen wirksamen Schutz gegen Windpocken bietet eine Impfung. 

 

Wie werden Windpocken übertragen? 

Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion durch Kontakt mit dem Bläscheninhalt, auch von Gürtelrose (Herpes Zoster)

 

Wie verläuft die Krankheit inkl. Inkubationszeit?

Zwischen der Ansteckung und den ersten Krankheitszeichen vergehen in der Regel 14 bis 16 Tage. Die Erkrankung beginnt mit einem Hautausschlag, der meist von Fieber begleitet ist: Kleine, einzelnstehende rote Flecken wandeln sich rasch in etwa linsengroße Bläschen, die sich eintrüben und nach einigen Tagen verschorfen und abheilen. Typisch ist, dass verschiedene Stadien des Hautausschlages (Flecken, Bläschen, Pusteln, Krusten) gleichzeitig nebeneinander bestehen, sowie ein starker Juckreiz. 

Normalerweise verläuft die Krankheit gutartig und ist nach 1 bis 2 Wochen überstanden. Ansteckend sind die Windpocken bereits 1 bis 2 Tage vor dem Auftreten des Ausschlags. Die Ansteckungsfähigkeit der Windpocken erlischt etwa mit dem 5. Tag nach Auftreten der letzten frischen Hauterscheinungen. Die Windpocken hinterlassen eine sehr lang anhaltende, vermutlich lebenslange Immunität. 

 

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr und wo sind Windpocken verbreitet?

Windpocken sind weltweit verbreitet und hoch ansteckend. Man kann sich an ihnen buchstäblich „wie durch den Wind“ anstecken – daher haben sie Ihren Namen. Schon ein gemeinsamer Aufenthalt in einem Zimmer zusammen mit einem Infizierten kann ausreichen. Ungeimpfte haben ein hohes Risiko sich im Laufe ihres Lebens mit dem Windpockenvirus anzustecken. Niemand kann allerdings vorhersagen, wer die potenziell schweren Komplikationen erleiden wird. Entgegen weit verbreiteter Meinung sind es im Wesentlichen ansonsten gesunde Personen, die von der Mehrzahl der Komplikationen betroffen sind.

 

Attention

Windpocken können in einigen Fällen später als Gürtelrose (Herpes Zoster) erneut aktiv werden!

 

Wie kann ich mich gegen Windpocken schützen und ab welchem Alter darf ich mein Kind impfen?

Schwere Windpockenerkrankungen lassen sich nicht immer mit Medikamenten erfolgreich behandeln. Tragischerweise sind jedes Jahr sogar immer wieder Todesfälle durch Windpocken zu beklagen. Den bestmöglichen Schutz bietet nur die rechtzeitige Impfung. Geimpft werden können gesunde Kinder ab 11 Monaten.  

Empfohlen ist die Varizellenimpfung außerdem für alle Personen, für die eine Windpocken Infektion ein besonderes Gesundheitsrisiko darstellt. 

Die Impfung gegen Windpocken besteht aus 2 Dosen und wird in der Regel im Alter von 11 Monaten und von 15 Monaten durchgeführt. Zwischen dem ersten und dem zweiten Impftermin sollen mindestens 4 Wochen liegen. Personen mit erhöhtem Risiko, wenn sie ohne Impfschutz sind bzw. bei negativem Ergebnis einer Serumuntersuchung auf eine durchgemachte Windpocken Erkrankung: 

  • empfängliche Patienten (Kinder) mit schwerer Neurodermitis (Hauterkrankung) 
  • ungeschützte Patienten (Kinder) bei geplanter Immunsuppression, z. B. vor einer Organtransplantation 
  • Geschwister und Eltern der vorstehend Genannten 
  • ungeschützte Frauen mit Kinderwunsch 
  • ungeschütztes Personal bei Neueinstellungen in Gemeinschaftseinrichtungen für das Vorschulalter 
  • ungeschütztes Personal im Gesundheitsdienst, ungeschütztes Personal, das Immundefiziente betreut
  • Inkubationsimpfung: Bei ungeimpften Personen ohne Windpocken Erkrankung in der Vorgeschichte, die Kontakt zu Risikopersonen haben, ist eine Impfung innerhalb von 5 Tagen nach Exposition oder innerhalb von 3 Tagen nach Beginn des Ausschlages beim ursprünglich Erkrankten (Indexfall) zu erwägen. Exposition heißt: 1 Stunde oder länger im gleichen Raum mit einer infektiösen Person oder direkter Kontakt oder eine infektiöse Person im gleichen Haushalt. Eine Auffrischimpfung ist nicht notwendig. 

 

Muss die Windpocken-Impfung aufgefrischt werden? 

Nein, das ist nicht notwendig. 

 

Welche Komplikationen können Windpocken mit sich bringen?

Am höchsten ist das Komplikationsrisiko bei Erkrankung im 1. und nach dem 16. Lebensjahr. In 1 von 4.000 Windpocken Fällen kommt es zu einer Entzündung des Kleinhirns mit der Folge von Gleichgewichtsstörungen. Die Heilungsaussicht ist hier gut. Eine Entzündung des Großhirns tritt bei 1 bis 2 pro 10.000 erkrankten Kindern auf, hat jedoch eine schlechte Heilungsaussicht. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Komplikationen durch Windpocken in der Mehrzahl bei ansonsten gesunden Kindern im Haupterkrankungsalter zwischen 1 und 6 Jahren auftreten. Schwere, teilweise lebensbedrohliche Verläufe können bei Kindern mit Abwehrschwäche auftreten (z. B. unter Chemotherapie). Auch Patienten mit schwerer Neurodermitis sind durch bakterielle Superinfektionen besonders gefährdet. 

Gefährlich sind Windpocken Infektionen auch während der Schwangerschaft: Eine Erkrankung in den ersten 5 Monaten (8.-21. Schwangerschaftswoche) kann schwere Fehlbildungen des Kindes verursachen. Erkrankt die Mutter um den Geburtstermin herum, führt das oft zu schweren Krankheitsverläufen beim Neugeborenen; viele Kinder sterben daran. Für Frühgeborene ist eine Erkrankung in den ersten 6 Lebenswochen ebenfalls sehr bedrohlich. 

Eine zwar sehr seltene, aber äußerst gefürchtete Komplikation einer Windpocken Erkrankung ist der Schlaganfall. Bei diesen Kindern kommt es im Zusammenhang mit der Windpocken Infektion zu einer Entzündung der Blutgefäße des Gehirns mit der Folge eines Schlaganfalles. Es treten immer wieder durch Windpocken ausgelöste Todesfälle auf. 

Eine Besonderheit der Windpocken: Nach überstandener Krankheit verbleiben die Windpockenviren in Nervenzellen des Körpers. Jahre später – besonders im höheren Lebensalter und bei Personen mit geschwächter Immunabwehr – kann durch Wiederaufflammen der Infektion eine Gürtelrose (Herpes zoster) entstehen. Zoster kann von starken Nervenschmerzen begleitet sein, die zum Teil monatelang anhalten. Erwachsene mit Gürtelrose können Windpockenviren auch auf Ungeschützte übertragen.

 

Welche Nebenwirkungen gibt es bei einer Impfung?

Impfstoffe unterliegen in Europa sehr hohen Sicherheitsstandards und haben ein gutes Sicherheitsprofil, sie sind wirksam und gut verträglich. Impfreaktionen wie Rötung, Schwellung, Schmerz können auftreten, klingen aber in der Regel nach 1-3 Tagen vollständig ab. Selten/sehr selten sind unerwünschte Nebenwirkungen, welche auch schwerwiegend sein können. Mehr erfahren Sie hier

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