Artikel erschienen am 28.08.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Das Immunsystem wird durch chronische Nierenerkrankungen (CKD) geschwächt, sodass Infektionen schwerer verlaufen können.
- Impfungen bieten eine einfache Möglichkeit, sich vor Infektionen zu schützen.
- Die STIKO empfiehlt bestimmte Impfungen speziell für Menschen mit CKD.
- Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für empfohlene Impfungen.
Impfungen – was muss ich mit chronischer Nierenerkrankung beachten?
Impfungen gehören zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen in der Medizin. Dies gilt insbesondere für Menschen mit chronischer Nierenerkrankung (CKD), denn sie haben ein hohes Risiko für Infektionen und schwere Krankheitsverläufe. Je stärker die Nierenfunktion abnimmt, desto höher ist das Infektionsrisiko. Liegt eine Diabeteserkrankungvor, wirkt sich diese ebenfalls negativ auf das Immunsystem aus.
Wenn Sie bereits über 60 Jahre alt sind oder bei Ihnen eine Organstansplantation geplant oder bereits durchgeführt wurde, kommt noch hinzu, dass Ihr Immunsystem mehr Unterstützung benötigt, um Infektionen abwehren zu können. Halten Sie Ihren Impfstatus daher besonders im Auge.
Folgende Impfungen werden von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Menschen mit CKD empfohlen. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.
Grippe (Influenza)
Die echte saisonale Virusgrippe kann u.a. für Personen mit chronischen Nierenerkrankungen und für Menschen höheren Alters eine ernstzunehmende Erkrankung darstellen und zieht zum Teil schwere Komplikationen nach sich.
Die STIKO empfiehlt daher Menschen mit CKD die jährliche Impfung und allen Personen über 60 Jahren die jährliche Grippeimpfung mit dem 4-fach Hochdosisimpfstoff. Der beste Zeitraum dafür ist von Mitte Oktober bis Mitte Dezember.
Corona (COVID-19)
Die Corona-Pandemie ist vorüber – aber das Virus ist noch da. Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung. Daher wird die jährliche Impfung im Herbst empfohlen. Sie kann zeitgleich mit der Grippe- und Pneumokokken-Impfung vorgenommen werden.
Pneumokokken
Pneumokokken können mehrere verschiedene Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Nasennebenhöhlen-, Mittelohr-, Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung auslösen, die besonders bei Menschen mit chronischem Nierenerkrankungen oder nephrotischem Syndrom schwer verlaufen können. Daher wird ihnen die Impfung gegen Pneumokokken ab 18 Jahren empfohlen.
Gürtelrose (Herpes zoster)
Eine Gürtelrose kann bekommen, wer früher im Leben Windpocken hatte. Denn beide Erkrankungen werden durch dasselbe Virus verursacht. Nach einer Windpockenerkrankung verbleibt das auslösende Virus im Körper. Wird das Immunsystem mit zunehmendem Alter schwächer, kann es die Viren nicht mehr kontrollieren und sie vermehren sich. Dann entsteht das typische Krankheitsbild mit dem z. B. gürtelförmigen Ausschlag – die Gürtelrose.
Die zweimalige Impfung im Abstand von 2-6 Monaten mit dem Totimpfstoff ist für Menschen mit CKD ab 50 Jahren von der STIKO empfohlen.
Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV)
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein saisonal auftretendes, weltweit verbreitetes Virus, welches die oberen und unteren Atemwege befällt. Die Übertragung von RSV erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, also durch den direkten Kontakt mit infektiösen Sekreten, beispielsweise durch Niesen oder Husten einer infizierten Person. In Deutschland tritt RSV, ähnlich wie Influenza, vermehrt in den Wintermonaten auf.
Die STIKO empfiehlt die Impfung für Menschen mit CKD ab 60 Jahren.
Hepatitis B
Hepatitis B ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Hepatitis B ist eine virale Infektion, die zu einer akuten oder chronischen Entzündung der Leber führen kann. Die Symptome können von grippeähnlich bis zu schweren Leberschäden und langfristigen Gesundheitsproblemen sein.
Die Impfung ist für Menschen empfohlen, die schwer nierenkrank sind (Dialyse) oder ein stark geschwächtes Abwehrsystem haben.
FSME
Das FSME-Virus (kurz für „Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus“) wird durch Zecken übertragen. Es betrifft das Nervensystem und kann zu Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit und in schweren, seltenen Fällen zu Entzündungen des Gehirns oder Rückenmarks führen. Die beste Prävention ist die FSME-Impfung, besonders für Menschen, die in Risikogebieten leben oder reisen. Schutz vor Zeckenbissen durch geeignete Kleidung und Insektenschutzmittel sind ebenfalls wichtig.
Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung
Die folgenden Impfungen sind für alle Menschen, unabhängig von einer CKD, empfohlen und der Impfstatus sollte stets aktuell gehalten werden. Es existieren Kombinationsimpfstoffe, sodass i.d.R. nur eine Spritze verabreicht werden muss.
Tetanus oder Wundstarrkrampf wird durch Bakterien ausgelöst, die durch mit Erde oder Staub verunreinigte Hautverletzungen in den Körper gelangen können.
Da die meisten Menschen gegen Diphtherie geimpft sind, sind Diphtheriefälle bei uns selten geworden. Nichtsdestotrotz kann eine Diphtherie tödlich enden.
Keuchhusten kann besonders Säuglingen, kleinen Kindern und Menschen höheren Alters gefährlich werden. Charakteristisch sind krampfartige Hustenanfälle, sogenannter "Stakkato-Husten". Die Erkrankten husten heftig und stoßweise und scheinen dabei fast zu ersticken. Bei Erwachsenen verläuft die Erkrankung häufig mit langanhaltendem, trockenem, quälendem Reizhusten, der über Wochen nicht vergeht.
Kinderlähmung, auch Poliomyelitis oder kurz Polio bezeichnet, ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung. Das Poliovirus greift das zentrale Nervensystem an und kann zu Lähmungen führen, insbesondere in den Beinen. Die Krankheit kann schwerwiegend sein und in einigen Fällen lebensbedrohlich werden.